Interview mit Guan Shen Diting

von Sandra Lindberg3. Juli 2022
Diting

Heute saß ich mit Diting zusammen und habe ein Interview mit ihr geführt. Oft werden mir Fragen über Diting gestellt, und heute wollte ich ihr einmal Gelegenheit geben diese für die breite Öffentlichkeit zu beantworten. 

Diting, du hast einen sehr speziellen Namen. Weißt du was er bedeutet? 

Nun, du hast mir die Geschichte schon oft erzählt, aber ich muss zugeben das ich dir nicht immer genau zuhöre. Und das ist schon ironisch, denn ich weiss das du mir gesagt hast das mein Name Diting (谛听) übersetzt soviel heisst wie „hört genau zu“.

Diting
Diting, Quelle: Baidu

Diting war wohl ein göttliches Fabelwesen aus dem chinesischen Buddhismus. Die ursprüngliche Diting vereinte Merkmale vieler Bestien in ihrem Körper: den Kopf eines Tigers, den Körper eines Drachen, den Schwanz eines Löwen, ein einzelnes Horn wie ein Einhorn und Ohren wie ein Hund. Der Teil der Geschichte gefällt mir immer gut. 

Aber der Mythos basiert wohl auf der Geschichte eines jungen koreanischen Prinzen, der dachte, das seine verstorbene Mutter als weisser Hund wieder geboren wurde. Er suchte und fand diesen Hund, der dann sein ständiger Begleiter wurde. Der Prinz wollte Mönch werden und zog mit seinem Hund nach China, auf den Berg Jiuhua. Der Hund Diting war immer zu Füssen des Mönches und man sagt, das seine besonderen Hundeohren in der Lage waren nur durch zuhören alles Gute von allem Schlechten zu unterscheiden. 

Du hast mir also doch zugehört! Also war meine Wahl deines Namens doch nicht so verkehrt. 

Mir ist mein Name ganz egal. Es gibt wichtigeres im Leben. 

Das stimmt. Was ist dir denn wichtig im Leben? 

Du! Das du in meiner Nähe bist! Und Spielzeug. Und Maya, Maya muss auch immer dabei sein! 

Hunde
Maya, Diting und ich

Und deine Tochter? Ist sie dir nicht wichtig?

Doch, schon, aber die kommt alleine zurecht. Maya und du, ihr nicht. Ohne mich wüsstet ihr doch gar nicht weiter. Was denkst du warum ich euch immer im Blick habe?

Ok, ich dachte immer du hättest uns einfach nur gerne. Ich wollte dich noch zu ein paar anderen Themen befragen.

Kein Problem, bekomme ich dafür Kekse?

Ja, danach. Also, du bist ja in China geboren. Erinnerst du dich noch an deine ersten Monate dort?

Nur verschwommen. Du hast mir Bilder gezeigt. Ich weiss das meine Mutter das kleine Drachenmädchen ist und mein Vater Awang heisst. Ich erinnere mich an viele Hunde mit denen ich gespielt habe. Einige sahen so aus wie ich, andere ganz anders, aber die waren sehr lustig. Mit denen konnte man ganz toll spielen. 

Das waren Rottweiler. 

Die waren grösser als ich. Ich habe trotzdem jede Rauferei gewonnen. Irgendwann haben die alle einfach gemacht was ich ihnen gesagt habe. Sogar ihr Futter haben sie mir freiwillig abgegeben. Und das hat keiner gemerkt! Es war eine tolle Zeit!

Diting
Diting mit ihren Rottweiler Freunden

Doch, irgendwann ist es aufgefallen, du bist richtig fett geworden. 

Ich erinnere mich auch noch daran als ich dich kennengelernt habe. Erst hatte ich etwas Angst vor dir. Doch dann hattest du einen Ball und wolltest mit mir spielen. Und Menschen, die mit mir Ball spielen wollen, die mag ich einfach. 

Du lebst jetzt seit über 3 Jahren in der Schweiz. Was gefällt dir hier am besten? 

Die Katzen. Hier gibt es so viele. Mit langem Fell, mit kurzem Fell. Und in allem Farben. Meine Lieblingskatze ist der Sisu. Der wohnt nebenan und ich möchte so gerne mit ihm spielen. Aber ich glaube der Sisu mag mich nicht. 

Wie verbringst du deine Tag. Magst du uns einen typischen Tag von dir beschrieben?

Ich stehe mit dir sehr früh auf. Dann schaue ich als erstes aus jedem Fenster, ob noch alles in Ordnung ist. Dann lege ich mich aber wieder hin und schlafe noch etwas. Irgendwann gehen wir alle zusammen raus und laufen über Felder, das ist toll. Manchmal treffen wir andere Hunde, das ist nett. Leider haben die immer ihre Menschen mit dabei, das finde ich doof. 

Diting
Diting mag Ausflüge

Zuhause gibt es dann endlich etwas zu fressen, ganz ehrlich, das könnte gerne mehr sein. Bis Nachmittags muss ich mehrfach alle Fenster kontrollieren. Manchmal schellt auch jemand an der Türe, dann gebe ich dir ja immer direkt Bescheid, falls du die Schelle nicht gehört hast. Zwischendurch lege ich mich aber auch gerne noch etwas hin und schlafe, oder ich raufe etwas mit meiner Tochter. Inzwischen macht das richtig Spass mit ihr. 

Dann unternehmen wir ja meistens irgend etwas. Gehen in den Wald, oder machen einen anderen spannenden Ausflug. Danach sind wieder alle Fenster zu kontrollieren. Sonst kümmert sich ja keiner drum. 

Abends spiele ich dann gerne mit Panhu und Lily zusammen. Es scheint dir zu gefallen uns zuzusehen. Irgendwann gehen wir dann ja nochmal raus und danach gibt es immer etwas zu fressen, das könnte wirklich mehr sein. Wenn du ins Bett gehst, gehe ich auch schlafen, denn Nachts passiert hier so gar nichts. 

Gibt es etwas was du gar nicht magst? 

Kinder. Ich habe mich wirklich bemüht, aber die verstehe ich nicht. Die sind laut, bewegen sich komisch und man weiss nie was die vorhaben. 

Und ich mag es nicht wenn ihr mich fotografieren wollt. Ganz ehrlich, was soll das eigentlich? 

Viele Menschen haben mich gefragt, wie es für dich war Mutter zu werden. Und ob du das nochmal werden möchtest. 

Diting
Diting mit ihrer Tochter

Der erste Tag es für mich irritierend, daran erinnere ich mich noch gut. Ich wusste aber was ich machen musste, woher, das weiss ich nicht. Aber ich wusste dass ich auf diesen kleinen Welpen aufpassen, ihn sauber halten und ihm Milch geben musste. Du warst ja auch die ganze Zeit dabei, das war sehr nett. So konnte ich zwischendurch schlafen, denn ich wusste, das du gut aufpasst. 

Die Zeit ist eigentlich recht schnell vergangen und mit jeder Woche war es einfacher. 

Und ob ich nochmal Mutter werden möchte? Da haben wir doch letztens drüber gesprochen. Ich finde die Idee in Ordnung. 

Was möchtest du den Menschen da draussen gerne mitteilen?

Denen habe ich nicht viel zu sagen. Außer sie schicken mir Bälle und Futter. Denn so gerne ich dich habe, das gibt es hier viel zu wenig!

Vielen Dank Diting für dieses Interview