Das Leben eines Shar Pei in den 1960ern in China

von Sandra Lindberg6. März 2020
Zhenwei Ye

ZhuZhu (猪猪, Schweinchen) war ein Shar Pei, der in den 60er Jahren in einem kleinen Dorf bei Dali in Foshan, China lebte. Eigentlich hatte er einen anderen Namen, an den sich heute keiner mehr erinnert, doch von seiner Familie wurder er nur liebevoll ZhuZhu gerufen. 

Li Yuchang
Li Yuchang mit einigen seiner Hunde

Seine Familie bestand aus sieben Kindern, deren Eltern und Großeltern. Die Familie war sehr arm, sie waren weder Bauern noch Arbeiter. Aufgrund der politischen Situation damals war es unmöglich eigenständige Geschäfte zu tätigen. Der Vater der Familie war, wie schon sein eigener Vater, ein Jäger, der sich und seine Familie ausschließlich mit den kargen Einkünften aus der Jagd auf Kleinwild und Vögel ernährte. Von der kommunistischen Partei hatte er eine Lizenz, die ihn berechtigte eine Schrotflinte zu besitzen und zu benutzen. 

Hundehaltung war für einfache Leute kein Problem in dieser Region, sie war nicht verboten, wie heute allgemeinhin angenommen wird. Die Hunde waren für Jäger essentiell, halfen sie ihnen dabei das Einkommen der Familie zu sichern. 

ZhuZhu war sehr eng mit seiner Familie verbunden. Nachdem er als Welpe in die Familie kam wurde er nicht nur vom Vater für die Jagd ausgebildet, er war auch der Spielkamerad der Kinder. Vor allem zu dem ältesten Sohn der Familie hatte er eine sehr enge Beziehung. 

China
ZhuZhus alte Nachbarschaft

Oft trafen sich befreundete Jäger bei der Familie und sprachen über die Jagd und die Ausbildung der Hunde. Der Sohn hörte schon in jungen Jahren gespannt den Geschichten der älteren Männern zu.

Auch begleitete er seinen Vater und ZhuZhu ab und zu zur Jagd. ZhuZhu war ein guter und begeisterter Jagdhund, der Kleinwild sehr erfolgreich aufspüren konnte. Hauptsächlich hat er Vögel aufgespürt, sie aufgescheucht, so das der Vater sie dann mit der Schrotflinte schießen konnte. Die geschossenen Vögel wurden auf dem Markt verkauft und dann kaufte die Mutter oft Entenküken mit dem verdienten Geld, zog diese gross und verkaufte einen Teil wieder und half so die grosse Familie zu ernähren. 

China
ZhuZhus alte Nachbarschaft

Mit dem gejagten Kleinwild und auch der Beute aus der Wasserjagd wurde die eigene Familie ernährt. ZhuZhu war ein Teil der Familie und bekam das gleiche zu fressen, wie seine menschliche Familie. Auch wenn das Leben damals sehr schwierig war und von Armut geprägt, ZhuZhu wurde wie die Jagdhunde der befreundeten Jäger sehr gut versorgt und behandelt, waren sie es doch, die den Hauptteil zum Lebensunterhalt der Familien beitrugen. Auch halfen sich die Jäger untereinander sehr, gingen gemeinsam auf die Jagd, oder haben sich gegenseitig ihre Hunde ausgeliehen, um einen größeren Jagderfolg zu erzielen. 

Eines Tages kam ein befreundeter Jäger zu der Familie, mit ZhuZhu auf dem Arm. ZhuZhu hatte sich bei der Jagd verletzt und ein Vorderbein schien gebrochen. Der Vater war nicht zu Hause und so fuhren die Mutter und der älteste Sohn mit ZhuZhu auf dem Fahrrad zu einem alten Klassenkamerad der Mutter, der einige Kilometer entfernt als Orthopäde arbeitete. He Bingrui half ZhuZhu zu versorgen, und bis sein Bein richtig verheilt war, fuhr der älteste Sohn jede Woche mit ZhuZhu auf dem Fahrrad zu He Bingrui, sechs Monate lang. 

China
Welpe in den 80ern

Von seiner Familie wurde ZhuZhu liebevoll gepflegt, und ein Jahr nach dem Unfall konnte er wieder mit auf die Jagd. 

Wie alt ZhuZhu wurde, daran kann sich heute keiner mehr erinnern, aber er hat die Kindheitserinnerungen dieser einen Familie sehr intensiv geprägt. Auch gibt es kein Bild von ihm, genauso wenig wie von seiner Familie damals. Kameras gab es in dieser Zeit nicht für den privaten Gebrauch, und wenn, diese Familie hätte sich niemals eine leisten können. 

Die Bilder in diesem Artikel stammen, bis auf das Titelbild, aus den 80er Jahren und wurden alle in der Nähe des Hauses aufgenommen, wo ZhuZhu mit seiner Familie gelebt hat.