Unser Zuchtziel

von Sandra Lindberg3. Februar 2023
Lily

Ein klares Zuchtziel zu formulieren halte ich im Bereich der Rassehundezucht für sehr wichtig. Allerdings darf man dabei nicht starr verharren, sondern muss flexibel sein. Flexibel in dem Sinn, das man informiert ist über den aktuellen Stand der Forschung im Bereich der Rassehundezucht und diese neu gewonnenen Erkenntnisse in seine Zucht integriert. Im Rückblick erkennt man dann, wie sich auch die eigenen Ziele im Laufe der Jahre verändert haben und wie in meinem Fall, einen ganz anderen Schwerpunkt bekommen haben.

Entwicklung

Als ich vor mehreren Jahren anfing mich mit dem Gedanken des Züchtens zu beschäftigen, dachte ich, das ich durch den Import von Hunden aus China den begrenzten Genpool der Zuchtpopulation hier erweitern kann. Meine ursprüngliche Idee war es moderate meatmouth Shar Pei zu züchten. Ich dachte, das es eine gute Idee sei, beide Typen miteinander zu verpaaren, um so dem westlichen Shar Pei eventuell zu helfen, auf einen gesünderen Weg zu kommen. 

Welpe
Quelle: Cao Yujian

Seit diesen ersten wage formulierten Zuchtzielen ist sehr viel passiert. Ich habe nicht nur viel gelesen im Bereich der Genetik und Populationswissenschaften, ich habe mir vor allem viel Rat bei Fachleuten geholt. Genetikern, Tierärzten und anderen Experten im Bereich der modernen wissenschaftlich basierten Tierzucht. Gleichzeitig habe ich mich weiter intensiv mit der ursprünglichen Rasse in China beschäftigt um die Rasse noch besser zu verstehen. 

Auch die seit Jahren teils verhaltenen und teil falsch formulierten Qualzucht Vorwürfe haben mich viel nachdenken lassen. Für mich wurde das zu einem gewissen Teil zu einer sehr ethischen Frage. Was ich mit mir und meinem Gewissen vereinbaren kann. Ich habe mir die Population der Rasse hier im Westen und in China angeschaut und mich gefragt was ich will. Will ich einer angeschlagener westlichen Population helfen und sie ein kleines Stück zu verbessern, oder will ich den Chinesen helfen den ursprünglichen Bestand den sie haben zu erhalten und zu fördern. 

Ethische und emotionale Entscheidung

Ethisch, weil wir in der chinesisch ursprünglichen Population die westlichen rassetypischen Krankheiten nicht kennen, alle bisher getesteten Hunde sind CNV 2 und POAG/Pll frei. Einen Zustand, den ich als den normalen Grundzustand der Rasse sehe. Einen Zustand, mit dem die Rasse überhaupt so alt werden konnte wie sie ist. Und das ist genau das was ich möchte als Züchter. Ich möchte nicht Gefahr laufen Welpen zu züchten, die nicht diese Grundvoraussetzung erfüllen. Ich möchte keine Welpen züchten, die schon mit zwei, drei Wochen zu viel Haut haben, und im schlimmsten Fall ihre Augen nicht selbständig öffnen können, was dann nur durch einen kosmetischen Eingriff möglich ist. Und ich möchte keine Hunde züchten, deren Augen laut FCI Standart zwar korrekt und „eingesunken“ sind, aber dadurch einem wesentlich erhöhtem Risiko ausgesetzt sind ein Entropium zu bekommen. Ich möchte keine Welpen züchten, die nicht CNV 2 oder POAG/Pll frei sind, denn auch wenn ein Hund mit CNV 6 oder 10 alt und gesund werden kann, das Risiko ist mir persönlich zu hoch und ich bin nicht bereit das eventuell entstehende Tierleid zu verantworten.

Hunde

Emotional, weil ich dank meiner intensiven Kontakte zu den Züchtern und Enthusiasten der Rasse in China ein tiefes Verständnis für den Shar Pei bekommen habe. Die Leidenschaft, die Offenheit und die Motivation, die ich dort für die Rasse und deren Schutz erlebe ist ansteckend. Auch habe ich dort eine Integration und Akzeptanz erlebt, die ich hier im Westen oft vermisse. 

Und auch wenn die Chinesische Shar Pei Population im Vergleich zur westlichen winzig klein ist, im Bereich in und um die Provinz Guangdong zählen wir nur ungefähr 200 ursprüngliche Shar Pei, so habe ich mich trotz allem dafür entschieden mich genau dieser Population zu widmen. Ich möchte durch meine Zucht aktiv dazu beitragen, den Bestand der ursprünglichen Shar Pei in China zu schützen und zu fördern, denn ich sehe dort ein Potential etwas zu erreichen, durch gezielt wissenschaftlich begleitete Zuchtprogramme. Wir haben so die Möglichkeit etwas zu erhalten, was es in meinen Augen wert ist erhalten zu werden. 

Umsetzung

Als aktives Mitglied des Dali Shar Pei Clubs in China möchte ich auch weiterhin in der westlichen Welt über den ursprünglichen Shar Pei informieren. Durch meine Zucht in Europa möchte ich interessierten Menschen hier die Möglichkeit geben den ursprünglichen chinesischen Shar Pei kennen und lieben zu lernen. Die Welpen, die ich hier züchte und verkaufe, werden alle dazu beitragen, das vielleicht neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden können. Außerdem werde ich einen Teil des Geldes, das ich durch den Verkauf eines Welpen bekomme, für unser aktuell geplantes Schutz- und Zuchtprojekt (einen Shar Pei Hunde Park) in Dali, China verwenden.  

 

 

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